Orthodoxe Kirche Hl. Maria von Ägypten in Tübingen

Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchates





21. Sonntag nach Pfingsten

Lk. 7, 11-16

Der Sohn einer Frau ist gestorben. Der Schmerz, getrennt zu sein von dem, der ihre Hoffnung, ihr Trost und ihre größte Freude war, ist unendlich. Sie wird ihn nie mehr wieder sehen. Ihr einziger Sohn wird jetzt in wenigen Augenblicken vor die Tore der Stadt zu den Grabhöhlen gebracht und dann in eine Grube gelegt und seine Seele wird wie ein Schatten in die Sheol hinabgleiten. Die Sheol, ein gähnender Schlund, ein Abgrund der Finsternis, der Totenstille, des ewigen Vergessens, des Schlafs ohne Ende. Es gib keinerlei Hoffnung, selbst Gott ge-denkt dieser Toten nicht mehr (Ps. 88,6). Haben sich einmal die Pforten der Sheol geschlos-sen, gibt es für alle Ewigkeit kein Entrinnen. Die arme Mutter bleibt zurück auf der Erde, voller Verzweiflung. Auch sie erwartet dasselbe Schicksal, auch sie wird bald hinabsteigen in die Sheol. Bis es so weit ist, muß sie aber noch ein schlimmes Los erleiden: Ohne Hilfe, ohne Stütze in ihrem Alter, ohne jedes Vermögen ist sie nun der Willkür oder Gnade ihrer Mitmen-schen ausgeliefert. Not, Entbehrung, Hunger, Trostlosigkeit – das ist es, was nun auf sie war-tet.

Und da tritt mit einem Mal ein Rabbi auf sie zu und sagt: „Weine nicht!“ War das nicht uner-hört? Ein Rabbi gibt sich mit einer verzweifelten Witwe ab! War es denn nicht immer so, dass die noblen Schriftgelehrten ihre Zeit damit verbrachten, obenan in den Schulen und an den Tischen zu sitzen? War es nicht so, dass sie die Witwen aussaugten und lange Gebete vorschützten? Unglaublich, dieser Rabbi gibt sich mit einer armseligen Witwe ab und will ihr Trost spenden!

Und plötzlich dieses: „Jüngling, Ich sage dir: Steh auf!“ Und der Tote steht auf! Er reibt sich die Augen, beginnt zu reden und fragt was dieses Getümmel soll! Wunder über Wunder!

Mit einem Schlag sind die dunklen Schatten der Sheol zerstoben, denn hier, am Stadttor von Nain, steht der Herr über Leben und Tod, der, auf den Israel seit Generationen sehnsüchtig gewartet hat. Er steht leibhaftig bei dieser verzweifelten Witwe, Er, der da sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an Mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stirbt. Und jeder, der lebt und an Mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.“ (Joh. 11, 25f.)

Auch wir werden früher oder später an der Schwelle des Todes stehen – sei es, dass wir einen lieben Angehörigen begleiten müssen, sei es, dass wir selbst dieses Leben verlassen. Dieses Leben, das doch so vergänglich ist: Nie ist ewiger Frühling, nie ist ewiger Sommer, nie ewi-ger Winter, alles ist im Enteilen begriffen. Vergänglich ist die Natur, vergänglich die Ehren und Würden der Mächtigen dieser Welt. Heute noch prahlen sie mit ihren großen Plänen und wollen die Erde in ein Paradies verwandeln mit „Wohlstand für alle“. Morgen schon sind sie nicht mehr, in wenigen Jahren kennt man sie kaum noch. Irgendwo dazwischen stehen wir. Ja, auch unsere Existenz, unser Leib ist vom Verfall bedroht. Doch das einzig Beständige ist un-sere Seele, sie ist unvergänglich und um sie kümmern wir uns kaum. Wir jagen lieber dem Zeitlichen nach: Ehre, Ansehen, Wohlstand und Vergnügen. In einem immer rasenderen Stru-del jagt die Welt ihrem Ende zu.

Wer an diesem irrsinnigen Tanz nicht mitmachen will, wird zum Außenseiter, ein Außensei-ter, wie auch Christus es war. Aber besser mit Christus außerhalb stehen, als in diesem Wahn untergehen. Denn Er ist das Leben, Er ist der wahre Trost. „Weine nicht!“ sagt Er zu dieser armen Witwe. Im Mitternachtsgottesdienst in der Osternacht tröstet Er seine Mutter, die Got-tesgebärerin, mit den Worten: „Beweine Mich nicht, Mutter! Im Grabe siehst du den Sohn, den du jungfräulich im Schoße empfangen hast. Denn Ich werde auferstehen und Mich ver-herrlichen und in Herrlichkeit werde Ich als Gott unaufhörlich jene erhöhen, die dich im Glauben und Liebe hochpreisen.“

Es gibt nun für den, der glaubt, keine Angst mehr vor dem Tod, wir müssen nicht mehr in die finstere Sheol hinabsteigen, denn Christus ist auferstanden und hat den Tod durch seinen Tod besiegt. „Weib, warum weinest du?“ – so fragt der Auferstandene am frühen Ostermorgen Maria von Magdala. Es gibt jetzt keinen Grund mehr zur Trauer, denn Er ist ja auferstanden! Auch du, Witwe zu Nain, du hast keinen Grund mehr zur Trauer, dein Schmerz ist in Jubel verkehrt, denn auch dein Sohn ist auferstanden und nicht länger mehr in der dunklen Sheol. Er wird zwar wieder sterben müssen, wenn seine Tage gezählt sind, denn Christus tat an ihm dieses Wunder, damit die Witwe und alle die bei ihr standen und wir, die wir von dieser Machttat hören, glauben, damit wir mit Ihm leben können.

21.10.2007
Priester Paul Sohnle

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